Der Holzäckerhof wurde für sein nachhaltiges Engagement als Anlieferer des Jahres 2025 bei Veiling Rhein-Maas ausgezeichnet
„Warum ausgerechnet Päonien?“ – Auf diese Frage antwortet Sebastian Sauer mit sichtbarer Überzeugung: „Schon in meiner Ausbildung zum Gartenbautechniker hat mich diese Kultur durch ihre Farben, ihre Vielseitigkeit und die unterschiedlichen Blühstadien fasziniert. Keine andere Schnittblume zeigt ein solches Vasenleben – vom richtigen Schnittzeitpunkt bis zum vollständigen Aufblühen.“
Ursprünglich suchte die Familie Sauer für ihren Betrieb in Unterpleichfeld in der Nähe von Würzburg Anfang der 2000er-Jahre eine geeignete Vorkultur für ihre damaligen Produkte. Der Startschuss fiel 2003 mit vier Sorten. Damals war der Holzäckerhof, ein Familienbetrieb seit 1995, noch breit aufgestellt – mit Direktvermarktung, Gemüse, Sonnenblumen und Blumen zum Selberschneiden sowie Beerenproduktion. 2014 übernahm Sebastian Sauer den elterlichen Betrieb und hat seither den Holzäckerhof gemeinsam mit seiner Frau Susann kontinuierlich weiterentwickelt– mit Fokus auf Qualität, Nachhaltigkeit und Spezialisierung.

Neue Sorten müssen sich beweisen
Seitdem ist das Sortiment kontinuierlich gewachsen: Heute kultiviert der Betrieb auf rund 30 Hektar Pfingstrosen, darunter über 40 verschiedene Schnitt-Päoniensorten mit einem gestreckten Erntezeitraum von Ende April bis Ende Juni. Parallel dazu umfasst das Pflanzen-Sortiment über 300 Sorten in der Vermehrung, die nicht nur über den eigenen Onlineshop vertrieben werden, sondern seit 2021 auch in einem Schaugarten bei Bergtheim hautnah und live zu erleben sind.
„Die Pfingstrose passt als Kultur perfekt zu unserem Betrieb“, verrät Sebastian Sauer. „Wir haben hier dafür sehr gute Böden, die Wasser auch in trockenen Phasen sehr gut speichern, hinzu kommt ein mildes Weinbauklima.“ Vor der endgültigen Entscheidung für oder gegen eine Aufnahme in das Sortenspektrum des Holzäckerhofs beobachtet die Familie Sauer jede neue Sorte zwei bis drei Jahre in unterschiedlichen Schaugärten – hinsichtlich Blühverhalten, Anbaueignung und Resilienz. „Trotz aller Erfahrung gibt es auch Sorten, die wir nicht wieder anbauen würden“, sagt Sebastian Sauer rückblickend. „Aber genau das Fingerspitzengefühl, das man für Päonien braucht, macht für mich auch einen Teil ihrer Faszination aus. Nicht nur bei der Sortenwahl, sondern auch beim richtigen Erntezeitpunkt, damit die Blüte erst beim Verbraucher schön aufgeht und lange hält.“

Seit 2020 bietet der Landgard-Mitgliedsbetrieb seine Premiumpfingstrosen nicht nur über die Versteigerung von Veiling Rhein-Maas dem Fachhandel an, sondern unter der Marke „Don Peony“ auch in der Direktvermarktung über den eigenen Onlineshop. Gleichzeitig wurde die digitale Präsenz durch Webseiten, Onlineshop und soziale Medien gezielt ausgebaut. Während Sebastian Sauer die Vermarktung an Großkunden unter dem Namen „Holzäckerhof“ verantwortet, kümmert sich Susann Sauer um die Marke „Don Peony“.
Nachhaltigkeit als gelebte Praxis
Was das Team des Holzäckerhofs antreibt, ist keine kurzfristige Mode, sondern eine tief verwurzelte Überzeugung. Für sie wurde das Unternehmen Anfang 2025 beim Kunden- und Anlieferertag mit dem Veiling Rhein-Maas Award als Anlieferer des Jahres ausgezeichnet. „Wir denken nicht in Jahresabschlüssen, sondern in Generationen. Landwirtschaft muss dafür ganzheitlich verstanden werden“, betont Sebastian Sauer. „Wir sehen Boden, Pflanzen und Lebewesen darum als ein zusammenhängendes System, das gepflegt und geschützt werden muss.“ Deshalb kommen auf dem Holzäckerhof keine Herbizide zum Einsatz. Stattdessen werden Beikräuter mechanisch bearbeitet – mit eigens erprobter und mehrfach optimierter Technik. Die nötige Geduld und Investitionsbereitschaft haben sich gelohnt: „Heute haben wir ein System, das für uns optimal funktioniert – auch wenn man sich vom Anspruch verabschieden muss, dass eine Kultur komplett ‚clean‘ sein muss. Viele Beikräuter bringen Nützlinge mit, die wichtig für das Ökosystem sind.“
Mit dem Bau der hofeigenen Biogasanlage 2010 ist das Thema Kreislaufwirtschaft ein noch zentralerer Bestandteil der Kulturführung geworden. Die Düngung der Pfingstrosen erfolgt ausschließlich mit Volldünger aus der eigenen Biogasproduktion. „Diese Nährstoffzusammensetzung könnte ich so niemals kaufen“, sagt Sebastian Sauer. Die organische Substanz, die dem Boden durch die Schnittblumen entzogen wird, wird über das Gärsubstrat gezielt zurückgeführt – ein geschlossener Kreislauf, der die Bodenfruchtbarkeit erhält.
Der Holzäckerhof liegt mitten in einer der trockensten Regionen Bayerns, wie Sebastian Sauer erzählt. Wassermanagement war darum ein weiteres wichtiges Thema für den Gartenbautechniker. Die Lösung: ein eigens entwickeltes, unterirdisches, automatisches Tröpfchenbewässerungssystem. Über eine eigene App kann die zugeführte Wassermenge für jeden Folientunnel exakt an die Witterung, das Blühstadium und die jeweilige Sorte angepasst werden – effizient, wassersparend und bodenschonend. Acht Monate im Jahr sind die Tunnel zudem geöffnet, sodass Regenwasser direkt in den Boden eindringen kann. Auch außerhalb dieser Zeit wird Regen über die begrünten Fahrgassen seitlich versickert. So wird das Grundwasser nachhaltig geschont.
Naturschutz beginnt vor der eigenen Haustür
„Die Natur regelt viele Probleme selbst – man muss sie nur machen lassen“, ist Sebastian Sauer überzeugt. Ein Beispiel hierfür ist für ihn der Biberschutz: Stauen die Nager Wasser aus Flüssen an, hat dieses mehr Zeit, in den Erdboden zu versinken und den Grundwasserspeicher aufzufüllen. Insgesamt stehen über 30 Hektar Fläche dem Arten- und Naturschutz zur Verfügung – darunter sogenannte „Hamsterinseln“ im Drei-Streifen-Modell, Reptilienhabitate, Lerchenfenster, Heckenpflanzungen und Energieblühflächen.
Ein Schlüsselereignis war die Gründung einer Bund Naturschutz Ortsgruppe Bergtheim-Hausen. Eigentlich nur als Teilnehmer gekommen, wurde Sebastian Sauer in den Vorstand gewählt. „Durch die Gespräche mit Anwohnern höre ich viel Kritik an der Landwirtschaft – teils berechtigt, teils nicht. Aber das Beste, was wir tun können, ist zu zeigen, wie viele kleine Schritte wir schon gehen. Nur so können wir das Bild der Landwirtschaft in der Gesellschaft langfristig ändern. Und für uns sind auf diese Weise aus vielen Kritikern heute echte Freunde geworden.“
Auch wenn Nachhaltigkeit für das Team des Holzäckerhofs eine Überzeugungstat ist – am Ende muss sie sich auch wirtschaftlich rechnen. Das funktioniert langfristig nur, wenn Ökologie und Ökonomie im Einklang sind. Darum betreibt der Gartenbaubetrieb auch Vertragsnaturschutz für den Landkreis und für Firmen, die Ausgleichsflächen schaffen müssen.
Flower to Power – Energiezukunft mit floraler Basis
Die 2,5-Megawatt-Biogasanlage des Hofes wird nicht – wie sonst oft üblich – überwiegend mit Mais betrieben. In ihr kommen zunehmend alternative Stoffe wie spezielle mehrjährigen Energie-Blühmischungen mit heimischen Wildpflanzen zum Einsatz. Diese bieten Insekten Nahrung und schützen durch den späten Erntezeitpunkt Bodenbrüter. Die gewonnene Wärme nutzt der Hof zur Kulturverfrühung und zur Versorgung der Schule, einer Mehrzweckhalle und von Wohnhäusern im Nachbarort Bergtheim. Ergänzt wird das System durch Photovoltaikanlagen – zukünftig sogar auf den Folientunneln selbst. „Wir versprechen uns davon nicht nur mehr Energie, sondern durch die Beschattung auch Vorteile für die Pfingstrosenkulturen“, so Sebastian Sauer. Langfristig soll die gesamte Bewässerung zudem ausschließlich über gesammeltes Oberflächenwasser erfolgen – ein vollständiger Verzicht auf Grundwasser ist das Ziel.

Eine große Pfingstrosenfamilie
Zum nachhaltigen Denken gehört auch der soziale Zusammenhalt: Zehn festangestellte Mitarbeitende arbeiten ganzjährig am Hof. Während der Saison kommen rund 50 Saisonkräfte hinzu – viele von ihnen sind seit den Anfängen der Päonien-Kultur 2003 auf dem Holzäckerhof mit dabei. „Wir sind hier eine richtige Pfingstrosenfamilie geworden“, sagt Susann Sauer. Wenn die letzte Blüte geerntet ist, feiert das Team des Holzäckerhofs darum mit allen gemeinsam ein traditionelles „Pfingstrostenfest“ – ein lebendiges Zeichen dafür, dass Nachhaltigkeit auch Gemeinschaft bedeutet.
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