Gartenbau Brimmers vereint Tradition und Moderne

In der letzten Ausgabe des Blattgrün-Magazins hatten wir bereits über einen Testlauf mit Kräutern aus Hydroponik-Anbau in Rinnenkultur berichtet, der an unserem Standort in Geldern-Lüllingen durchgeführt wurde. Unser Mitgliedsbetrieb Gartenbau Brimmers in Straelen zeigt bereits seit 2019 erfolgreich, wie der Hydroponik-Anbau am Beispiel von Salat in großem Maßstab sowie hochgradig technisiert und automatisiert eingesetzt werden kann.

Der Betrieb hat sich ganz auf die Produktion frischer Salate spezialisiert. „Wir produzieren im Freiland und im geschützten Anbau, dort mit der innovativen Hydroponik, wetterunabhängig, schnell, gesund und nachhaltig. Aus dem deutsch-niederländischen Grenzgebiet versorgen wir den Lebensmittel-Einzelhandel und die Lebensmittel verarbeitende Industrie mit frischen Salaten wie Eisbergsalat, Endivie, Frisee, Salanova und Trio-Salat aus Eichblatt, Lollo Rosso und Lollo Bionda“, so Heinrich Brimmers.

Gegründet wurde der Betrieb 1920 von Heinrich Brimmers Senior als viehwirtschaftlicher Betrieb. Nach der Übergabe an seinen Sohn Josef im Jahr 1960 wurde die Viehwirtschaft im Laufe der Jahrzehnte abgeschafft. Stattdessen wurde die Freiland-Pflanzenproduktion von Heinrich Brimmers Junior ausgebaut. Ab 1990 kam der geschützte Anbau in Gewächshäusern hinzu und damit verbunden die Spezialisierung auf Salatkulturen. Durch einen Umzug des Betriebes innerhalb von Straelen konnte die Anbaufläche deutlich vergrößert werden. Heute verfügt das Familienunternehmen, das derzeit von Heinrich und Marlies Brimmers zusammen mit ihrem Sohn Michael bewirtschaftet wird, über 150 Hektar Anbaufläche im Freiland und zwei Hektar Gewächshausfläche. Der Betrieb beschäftigt knapp 30 Mitarbeiter*innen.

2018 investierte Familie Brimmers in die Hydroponik, eine zu diesem Zeitpunkt völlig neuen Anbaumethode zur geschützten Pflanzenproduktion. „Mit dieser innovativen Art des Anbaus sind wir völlig unabhängig von der Witterung und können das ganze Jahr über durchgehend frische Salate ernten. Mit dem Know-how von vier Generationen und unserer innovativen Hydroponik-Anbautechnik sind wir Vorreiter in Deutschland“, sagt Michael Brimmers, der seit 2018 im elterlichen Betrieb mitarbeitet und die Hydroponik-Produktion leitet.

Was ist Hydroponik?

Der Begriff Hydroponik leitet sich aus den griechischen Wörtern „hydro“ für Wasser und „ponos“ für Arbeit ab. Im Gartenbau steht Hydroponik für ein Verfahren zur Aufzucht und Kultivierung von Zier- und Nutzpflanzen ohne Erde oder Substrat in einem Wasser-System. Dabei hängen die Wurzeln der Pflanzen in einer Nährlösung, die aus Wasser und darin gelösten Nährstoffen besteht.

Nachhaltigkeit als großer Vorteil

Bei Brimmers Gartenbau schwimmen die Salat-Pflanzen auf Kunststoffplatten in großen Becken und nehmen über die im Wasser hängenden Wurzeln immer genau die Nährstoffe auf, die sie gerade benötigen. Pro Becken schwimmen dabei knapp 680 Kunststoffplatten in 150.000 Liter Wasser. Auf den zwei Hektar Hydroponik-Fläche ergibt das ein Gesamtvolumen von knapp vier Millionen Litern Wasser. Darin werden pro Jahr vier Millionen Salatpflanzen kultiviert.

Ein besonders wichtiger Vorteil des Hydroponik-Anbaus ist laut Michael Brimmers die Nachhaltigkeit. „Durch das geschlossene System und eine minimale Verdunstung können wir Wasser sparen und es findet keine Auswaschung von Dünger statt. Dadurch haben wir auch keine Nitratbelastung. Darüber hinaus sorgt die direkte Versorgung der Pflanzen mit Nährstoffen anstatt der im Freiland üblichen Nährstoffsuche im Boden für ein optimiertes Wachstum und sehr geringen Schädlingsbefall. Dank unserer Effizienz-LED-Beleuchtung können wir in unseren Becken ganzjährig Salat kultivieren.“ Ein weiterer Vorteil des Hydroponik-Anbaus ist die sehr effiziente Flächenausnutzung. So würden für die Menge an Salat, die der Betrieb auf zwei Hektar Hydroponik-Fläche kultiviert, im Freiland 18 Hektar benötigt.

Weitgehend automatisierter Produktionsablauf

Zu Beginn der Kultivierung werden jeweils 48 Jungpflanzen manuell auf eine Anzuchtplatte gesetzt und in ein Wasserbecken gelassen. Am Anfang sind die Wurzeln der Jungpflanzen noch nicht lang genug, um bis ins Wasser zu reichen. In dieser Phase werden die Pflanzen daher von oben über ein automatisches Gießsystem bewässert, bis die Wurzeln die Versorgung der Salatpflanzen übernehmen können.

Nach zwei bis drei Wochen werden die bereits deutlich gewachsenen Pflanzen dann vollautomatisiert auf Kunststoffplatten umgesetzt, in denen sie bis zur Ernte bleiben. Im Anschluss werden die Kunststoffplatten über Transportbänder zum richtigen Becken transportiert und durch einen Kran automatisiert in das Wasser gesetzt. „Durch den insgesamt hohen Automatisierungsgrad sind wir in der Lage, Arbeitskräfte und Ressourcen zu sparen“, so Michael Brimmers.

Mit Wurzelballen in den Handel

Für die Ernte werden die Kunststoffplatten mit den fertig kultivierten Salaten dann wieder mit einem Kran aus dem Wasser gehoben und über Transportbänder zur Erntestation gefahren. Hier nehmen die Mitarbeiter*innen die Salate zusammen mit den Wurzeln aus den Kunststoffplatten und verpacken sie in eine offene Folienverpackung. Ohne weiteren Waschgang – Rückstände von Erde oder Substrat sind in der Hydroponik ausgeschlossen – gelangen die Salate dann in den Handel und zu den Verbraucher*innen.

Geschmacklich ist der Salat aus dem Hydroponik-Anbau nicht von traditionell angebautem Freiland-Salat zu unterscheiden. Dafür hat er einen Frische-Vorteil und eine längere Haltbarkeit. Da die Salate zusammen mit den Wurzelballen in den Handel kommen, können die Verbraucher*innen den Salat in einer Schale mit Wasser frisch halten und nach Bedarf verbrauchen.
Im Ergebnis kann Brimmers Gartenbau dank Hydroponik-Technik witterungsunabhängig und ganzjährig Salat kultivieren, lecker, frisch und besonders nachhaltig.