Landgard Award als „Nachwuchserzeuger Obst & Gemüse“ für Georg Hinzmann

„Angefangen hat alles, als ich mit 14 oder 15 Jahren mehr im Betrieb mitgeholfen habe und tieferen Einblick ins Geschäft bekommen hab“, erinnert sich Georg Hinzmann. „Ich habe dann in der neunten Klasse mein Praktikum bei der Firma Krings absolviert und spätestens da war für mich klar: Ich will später mal den Familienbetrieb übernehmen.“ Einen Plan B brauchte der heute 24-Jährigen, der im Februar auf der Fruit Logistica mit dem Landgard Award als „Nachwuchserzeuger Obst & Gemüse“ ausgezeichnet wurde, danach nicht mehr. Nach seinem Abitur 2013 absolvierte er eine zweijährige Ausbildung zum Gärtner Fachrichtung Obstbau am Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinpfalz, das als eines von sechs Dienstleistungszentren des Landes u.a. die Bereiche Forschung, Beratung, Versuchswesen sowie berufliche Aus- und Weiterbildung bündelt. Die vorgeschriebene zweijährige Praxiszeit nach seiner Ausbildung nutzte er, um im Auslandspraktikum bei einem der größten Apfelproduzenten Neuseelands zusätzlich neue Eindrücke zu gewinnen und ein wenig mehr von der Welt zu sehen. Vom Wintersemester 2016 bis April 2018 absolvierte er schließlich erfolgreich die Meisterschule, die ebenfalls am DLR Rheinpflanz ansässig ist.

Faszination Natur

Warum Gärtner für ihn ein Traumberuf ist? „Ein Produkt das ganze Jahr über zu begleiten, von der ersten holzigen Knospe bis hin zum fertigen Apfel, das fasziniert mich jedes Mal aufs Neue. Es ist wahnsinnig spannend, in und mit der Natur zu arbeiten und zu sehen, wie man biologische Prozesse begleiten, kontrollieren und beeinflussen kann“, so Georg Hinzmann. Die Unberechenbarkeit der Natur stört ihn dabei nicht, im Gegenteil: „Das macht den Alltag sehr abwechslungsreich. Natürlich versucht man, so gut wie möglich zu planen. Aber vieles kommt dann doch anders und darauf muss man schnell und flexibel reagieren.“

Neue Ideen & Erfahrung

Seit Juli 2018 leitet der junge Gärtnermeister nun offizieller zusammen mit seinem Vater Herbert Hinzmann den familiären Obstbaubetrieb in Wachtberg-Fritzdorf – und hat bereits in den vergangenen Jahren jede Menge neues Know-how eingebracht. „Mein Vater kann auf viele Jahre Erfahrung zurückgreifen, ich bin dafür moderner unterwegs. Dank der angeschlossenen Versuchsanstalt gab es in der Ausbildung und Meisterschule viele Lehrer mit starkem Praxisbezug, die uns einen guten Überblick und spannende Einblicke in neue Sorten, Techniken und Aspekte der Betriebswirtschaft vermittelt haben“, so der Jungunternehmer. „Da nimmt man natürlich vieles für den eigenen Betrieb mit.“ So hat er sich zusammen mit seinem Vater dazu entschlossen, dass es für den eigenen Betrieb vorteilhafter wäre, den bisherigen Erdbeeranbau, der das Hauptgeschäft mit Kernobst ergänzt, Schritt für Schritt herunterzufahren und dafür Stachelbeersträucher zu pflanzen. Diese passen besser zu den betrieblichen Gegebenheiten und Arbeitsabläufen, sind dank ihrer Höhe bequemer zu pflegen und zu ernten und teilen sich den Markt mit weniger internationalen Konkurrenzprodukten. Die ersten zwei Hektar wurde in diesem Jahr angelegt, in den nächsten Jahr sollen noch weitere folgen.

Anbau mit Stiel

Der Anbau von Kernobst bleibt aber auch in Zukunft das Herzstück des Betriebs. Auf rund 42 Hektar reifen unter modernen Bedingungen Äpfel der Sorten Delbarestivale, Elstar, Gala, Red Jonaprince, Pinova und Braeburn sowie Birnen der Sorte Alexander Lucas heran. Auch hier probiert Georg Hinzmann gerne neue vielversprechende Züchtungen aus. „Besonders Clubsorten sind derzeit stark im Kommen und bieten durch das begleitende Marketing gute Chancen, Verbraucher für den Apfel zu begeistern“, ist er überzeugt. In diesem Jahr hat Familie Hinzmann in Zusammenarbeit mit unserer Erzeugergenossenschaft die ersten zwei Hektar der Clubsorte „Evelina“ angepflanzt. (Mehr über die Clubsorte „Evelina“ und ihre Besonderheiten finden Sie auch hier im Blattgrün Blog.) Nun wartet Georg Hinzmann gespannt auf die erste kleine „Evelina“-Ernte im nächsten Jahr. Parallel testet er außerdem die neue Apfelclubsorte GS66, die zukünftig unter der Marke „Fräulein“ vermarktet wird, und die Schweizer Birnensorte „Fred“.

Gute Mitarbeiter sind auch im Obstanbau das A und O.
Viele der Saisonarbeitskräfte, die Familie Hinzmann beschäftigt, kommen schon seit Jahren gerne nach Wachtberg.

Familiär und persönlich

Während der Hauptsaison beschäftigt der Obstbaubetrieb Hinzmann rund 40 Mitarbeiter, die für die Saison vor allem aus Polen anreisen. „Das ist eine gute Teamgröße, so kann man jede Arbeit kontrollieren, die Mitarbeiter sind nicht nur eine Nummer – und ich kenne sogar jeden Arbeiter mit Namen“, meint Georg Hinzmann. „Schließlich kommen viele schon seit Jahren immer wieder zu uns, einer der Vorarbeiter ist sogar bereits seit über 25 Jahren dabei. Er kennt mich also schon mein ganzes Leben lang.“

Gemeinschaftlich stark

Bei der Vermarktung aller Produkte vertraut das Familienunternehmen seit seiner Gründung auf die Zusammenarbeit mit unserer Erzeugergenossenschaft. „Als Mitglied profitieren wir vom Rückhalt, dem Vertrauen und dem offenen Miteinander innerhalb der Genossenschaft“, so Georg Hinzmann. „Mit Landgard als Bindeglied zwischen Erzeugern, Handel und Verbrauchern haben wir eine enorme Konkurrenzfähigkeit und Stärke am Markt – und sind noch nie auf unserer produzierten Ware sitzen geblieben.“

Pläne für die Zukunft

Damit dies auch in Zukunft so bleibt, hat sich der Jungunternehmer für die nächste Zeit noch einiges vorgenommen. Neben der Ausweitung des Stachelbeer- und „Evelina“-Anbaus soll vor allem die Wirtschaftlichkeit verbessert werden. Daneben sollen die bereits begonnenen Maßnahmen zum Schutz der Produktion vor Wetterextremen, wie die Installation von Hagelschutznetzen und die zuverlässige Wasserversorgung im Rahmen des regionalen Wasser- und Bodenverbands, weiter ausgebaut werden. Außerdem will er zusätzliche Lagerkapazitäten schaffen, erklärt der Nachwuchserzeuger: „So können wir unser Kernobst noch länger vermarkten und die schwierige Marktlage zu Beginn der Saison, wenn die neue Ernte am Markt mit der noch vorhandenen Überseeware konkurrieren muss, noch besser umgehen.“